Neue Sachlichkeit in Dresden

Die Gerda Henkel Stiftung ermöglichte für etwas mehr als ein Jahr intensive Forschungen zur Malerei der Neuen Sachlichkeit in Dresden. Anders als in weiteren Zentren dieser Kunstrichtung wie Berlin, Karlsruhe, Hannover oder Köln stand ein grundlegender Überblick über die Dresdner Künstlerinnen und Künstler noch aus. Die Projektgruppe unter der Leitung von Dr. Birgit Dalbajewa machte sich auf den Weg in zahlreiche Depots ostdeutscher Museen, zu Galeristen und Sammlern, zu Nachfahren und Nachlassverwaltern der Künstler, die in den 1910er und 1920er Jahren in Dresden studiert hatten oder sich in dieser Zeit als Freischaffende etablieren konnten. In einer Ausstellung der Galerie Neue Meister (Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner, Ausstellungshalle im Lipsiusbau, 1. Oktober 2011–8. Januar 2012) und dem zugehörigen Katalog wurden die Erträge dieser Forschungen dokumentiert.

Ergebnis ist ein äußerst heterogenes Bild der Neuen Sachlichkeit. Neben spitzen gesellschaftskritischen Positionen, die sich zum Teil aus parteipolitischem Engagement für die KPD speisten, prägten auch stillere Ausdrucksformen die Dresdner Kunstszene. Konstruktivistische Tendenzen gehörten ebenso dazu wie stärker naturalistische oder auch ein magischer Realismus. Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und – in kleinen Exkursen – auch Skulpturen und Fotografien von über 70 Künstlern bieten in der Zusammenstellung einen grundlegenden Überblick über die Neue Sachlichkeit in Dresden. Ein Teil der im Besitz der Galerie Neue Meister befindlichen Werke wurde im Vorfeld restauriert und hinsichtlich der Maltechnik wissenschaftlich untersucht. Erkenntnisse über altmeisterliche Lasurtechniken fließen zusammen mit der Auswertung zeitgenössischer Kritiken, Matrikelbücher und anderer Quellen.

Der Beitrag von Ruth Heftrig zu diesem vielfältigen Projekt lag in der Recherche und Bereitstellung zeitgenössischen Bildmaterials (Fotografien, Plakate, Dokumente), das die gesellschaftlich bewegte Zeit der Weimarer Republik erfahrbar macht, in der wissenschaftlichen Erarbeitung einzelner künstlerischer Positionen (Erich Gerlach, Curt Großpietsch, Lea Grundig, Martin Hänisch, Kurt Preißler und Karl Völker), in der Bearbeitung der Frage nach einer Fortsetzung der Neuen Sachlichkeit in Dresden nach dem politischen Umbruch 1933, in der Untersuchung ikonografischer Fragen sowie in der Organisation und Durchführung einer wissenschaftlichen Ringvorlesung in Kooperation mit der Technischen Universität Dresden, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft. Ruth Heftrig verfasste Texte für den Ausstellungskatalog, für die Zeitschrift „Dresdener Kunstblätter“ und für Informationstafeln in der Ausstellung. Sie war mitverantwortlich für die Hängung des „Studiendepots III: Tendenzen der 1930er Jahre“ sowie für die Präsentation der zeitgeschichtlichen Bilddokumentation im Foyer des Lipsiusbaus (siehe Fotos).

Ausstellungskatalog
Herausgegeben von: Birgit Dalbajewa; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister
352 Seiten, 440 meist farbige Abb.
Format 33 x 24,5 cm, Festeinband
Erschienen 28.09.2011
Sandstein Verlag Dresden
ISBN 978-3-942422-57-4

Darin folgende Beiträge von Ruth Heftrig:

  • 1918 bis 1933. Deutsche und Dresdner Zeitgeschichte in Wort und Bild (gemeinsam mit Mathias Wagner und Andreas Dehmer), S. 20-55
  • Neue Sachlichkeit nach 1933? Dresdner Künstler im „Dritten Reich“ (gemeinsam mit Birgit Dalbajewa), S. 136-143
  • Künstlertexte: Curt Großpietsch (S. 216), Lea Grundig (S. 226), Martin Hänisch (S. 233), Karl Völker (S. 312-313)

Außerdem im Rahmen des Projekts erschienen:

  • Ruth Heftrig: Die Schwangere. Ein sozialkritisches Motiv der Neuen Sachlichkeit in Dresden, in: Dresdener Kunstblätter, Heft 1, 2012, S. 26-34

 

Auftraggeber: Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Leistungen: Recherche, Ausstellungskonzeption, Wandtexte, Katalogtexte, Konzeption und Organisation Ringvorlesung
Bearbeitung: Ruth Heftrig
Zeitraum: 2011
gefördert von: Gerda-Henkel-Stiftung

 

neusa_empore

Ansicht der Empore des Lipsiusbaus

neusa_gesamtansicht_krumnow

Ansicht der großen Halle des Lipsiusbaus, Foto: H.-J. Krumnow

neusa_rotunde

Rotunde im Foyer des Lipsiusbaus, Foto: Hermann Hülsenberg

Studiendepot "Tendenzen der 30er Jahre", Probehängung, Foto: Stephan Dahme

Studiendepot „Tendenzen der 30er Jahre“, Probehängung, Foto: Stephan Dahme